Vajiko Chachkhiani (*1985) zeigt eine Neuauflage der monumentalen Installation, die er 2017 für den georgischen Pavillon auf der57. Biennale in Venedig geschaffen hat. Living Dog Among Dead Lions – Agape besteht aus einer bukolischen georgischen Hütte, wie sie noch heute in den ländlichen Regionen des Landes an der Grenze zwischen Europa und Asien zu finden ist. Diese Hütte hat der Künstler an seinem Ursprungsort gekauft und abgebaut, um sie zur Konschthal Esch zu bringen und dort wieder aufzubauen. Die Besucher*innen nehmen aber nicht nur die Verlagerung an sich wahr, sondern auch eine neue Situation des Gebäudes: Das Innere mit seinen verwitterten Holzwänden und den großen gitterartigen Fenstern ist einem ständigen Regnen ausgesetzt. Gegenstände und Mobiliar sind permanent durchnässt, so dass diese Architektur einen überraschenden Einblick in das gewährt, was einst ein wettergeschütztes Zuhause war.
Diese durch die Abwesenheit jeglicher menschlicher Präsenz gekennzeichnete Architektur ist auch eine Metapher für eine oder mehrere Existenzen. Individuelle oder kollektive biografische Elemente finden sich hier als verlorene Echos wieder, die in einer Atmosphäre widerhallen, die sowohl Vorstellungen von Verlust als auch das Gefühl von Nostalgie hervorruft.
Der Titel Living Dog Among Dead Lions – Agape spielt auf ein tragisches Ereignis an. Im Jahr 2015 überschwemmte eine Sturzflut Teile der Stadt Tbilisi, darunter auch den Zoo der Stadt. Dabei kamen 19 Menschen ums Leben und hunderte Tiere ertranken. Eines der toten Tiere war der weiße Löwe Shumba. Das von seiner Mutter verlassene Tier war einst von den Zoomitarbeiter*innen an die Gesellschaft eines Hundes gewöhnt worden. Bei Zoobesuchen waren die beiden Tiere oft zusammen zu sehen. Von dem befreundeten Paar blieb nur der Hund übrig.
Der Titel lässt sich auch auf eine Bibelstelle beziehen: „Dennwer noch bei den Lebenden weilt, der hat Hoffnung; denn ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe. Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen.“ (Prediger 9:4) Ein Bibelzitat, das man übersetzen könnte mit: „Solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung.“
Vajiko Chachkhiani lebt und arbeitet in Berlin und Tbilissi. Parallel zu seinem bildhauerischen Werk und seinen Installationen beschäftigt er sich auch mit Film
Im Rahmen der Biennale 2024 - Architectures von Esch Capitale Culturelle.
Video: SKIN